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Die Wappendecke aus dem Haus Glesch – Ansätze zu einer Neuinterpretation

Zusammenfassung: Der Beitrag widmet sich einer bislang kaum gewürdigten Wappendecke aus einem 1896 abgebrochenen Wohnhaus an der Kölner Hohe Straße. Im Zentrum der Untersuchung stehen zum einen die heraldischen Darstellungen, die aufgrund spezifischer Merkmale in die Zeit zwischen 1348 und 1360 datiert werden können. Zum anderen wird die Decke auf Grundlage der Schreinsbücher sozialhistorisch eingeordnet. Entgegen der lange vertretenen Annahme, sie sei von der Goldschmiedefamilie Glesch in Auftrag gegeben worden, lässt sich die Stiftung vielmehr der mit den Overstolz verschwägerten Familie de Colonia zuschreiben.

Abstract: This article examines a largely overlooked heraldic ceiling originating from a residential building on Cologne’s Hohe Straße, which was demolished in 1896. The study focuses, on the one hand, on the heraldic representations, which can be dated to the period between 1348 and 1360 based on specific heraldic features. On the other hand, the ceiling is contextualized from a social-historical perspective through an analysis of the Schreinsbücher. Contrary to earlier assumptions that attributed the commission to the goldsmith family Glesch, the work can instead be linked to the de Colonia family, who were connected by marriage to the patrician Overstolz lineage.


Die Beschäftigung mit Wappen hat in letzter Zeit eine erfreuliche Konjunktur erlebt, nachdem heraldische Fragen lange Zeit vielleicht nicht ganz ohne Grund am Rand der historischen Forschung standen.[1] Die Kölner Heraldik hat dabei jedoch leider so gut wie keine Berücksichtigung gefunden.[2] Dabei fehlt es weder an Fragestellungen noch an verwertbarem Quellenmaterial. So haben sich trotz vieler Verluste auch für Köln zahlreiche wappentragende Artefakte aus dem späteren Mittelalter erhalten – ein Gang durch eines der einschlägigen Kölner Museen macht das umgehend deutlich. Dass hier eigentlich Grundlagenarbeit nötig wäre, zeigen die bei der Identifizierung von Wappen immer noch auftretenden Probleme, mit denen sich nicht nur die kunsthistorische Forschung regelmäßig konfrontiert sieht. Dabei wäre das Problem rasch zu beheben. So schlummert in den für Köln relevanten Archiven bis heute ein schier unermesslicher Schatz an Wappensiegeln aus dem mittelalterlichen Köln. Dieser reiche Bestand ist noch gar nicht erschlossen, geschweige denn systematisch untersucht worden.[3] Die Kölner Wappen sind jedoch nicht nur aus einer eher grundwissenschaftlichen Perspektive betrachtet ein ungehobener Schatz. Wappen sind längst als ein zentrales Medium spätmittelalterlicher Kultur entdeckt worden, das deutlich mehr Aufmerksamkeit verdient.

Im Falle der Kölner Heraldik kommt wie so oft ein weiterer Aspekt hinzu. Bei der Beschäftigung mit dem Thema drängt sich der Eindruck auf, dass Köln für die Entwicklung der Heraldik im deutschsprachigen Raum eine herausragende Rolle zukommt. So ist es sicher kein Zufall, dass das älteste Wappensiegel eines Stadtbewohners bzw. Bürgers ausgerechnet aus Köln stammt.[4] Ein eindrücklicher Beleg dafür, dass Köln bzw. die Kölner dieses später omnipräsente Medium früh rezipiert haben. Die Rheinmetropole geht jedoch nicht nur chronologisch wieder einmal einer Entwicklung voraus. Thesenhaft kann man formulieren, dass Köln eine Scharnier- oder Vermittlungsfunktion für die Verbreitung der Heraldik erfüllte, die von der Entstehungs- und Kernzone in Westeuropa in die weiter östlich gelegenen Gebiete weitergegeben wurde.[5] Um diesen Ausbreitungsprozess zu verstehen, darf man sich die Heraldik jedoch nicht als fertiges und abgeschlossenes Zeichensystem vorstellen. Vielmehr muss man sie als Zeichensprache ernst nehmen, die entsprechend eine historische Entwicklung durchläuft, die lokale und soziale Varietäten ausbildet und die nicht zuletzt auch einer ganz eigenen Pragmatik folgt. Damit versteht es sich von selbst, dass die Beschäftigung mit Wappen natürlich nicht den eingefahrenen Bahnen der traditionellen Heraldik folgen darf. Vielmehr müssen die erhaltenen heraldischen Darstellungen innerhalb eines komplexen Beziehungsgeflechts gesehen werden. Dieses besteht aus der materiellen Objektkonstellation einerseits, dem heraldischen Zeichensystem andererseits sowie schließlich der sozialen Figuration, auf die die heraldischen Zeichen verweisen.

Hier ist nicht der Ort, um die angerissenen methodischen und theoretischen Probleme zu vertiefen. Vielmehr will ich an einem Beispiel die Möglichkeiten eines kombinierten sozial- und kulturgeschichtlichen Zugangs zur heraldischen Überlieferung ausloten. Konkret wird es um ein heraldisches Zeugnis aus einem mittelalterlichen Privathaus gehen, das aufgrund einer Reihe glücklicher Zufälle bis heute erhalten ist, die Wappendecke aus dem sogenannten Haus Glesch. Methodisch besonders wichtig ist dabei die Kombination der heraldischen Analyse im engeren Sinne mit der oben angesprochenen Objektkonstellation. Entsprechend wird es im Folgenden auch um die Geschichte des Hauses und seiner Besitzer gehen.

Zum Vorgehen: Zunächst gehe ich kurz auf das nicht nur für Köln immer zu berücksichtigende Überlieferungsproblem ein. Ich thematisiere dann den Fundort der Balkendecke und deren weiteres Schicksal. Es folgt die Beschreibung und heraldische Analyse der Decke, die in eine Neudatierung der Decke einmünden wird. Schließlich frage ich nach den Besitzern und damit mutmaßlichen Auftraggebern. Insgesamt werde ich zeigen, dass die ohnehin nicht besonders umfangreiche Forschung zum Objekt bislang von irreführenden Prämissen ausgegangen ist. Auch diese Decke entpuppt sich – auf für mich überraschende Weise – als eines der zahlreichen bislang übersehenen Beispiele für die Kultur der sogenannten alten Kölner Geschlechter.[6]

Überlieferungschancen und Überlieferungszufälle

Wie die Kölner Heraldik ist auch die Ausstattung mittelalterlicher Wohnhäuser im Falle Kölns weitgehend unerforscht.[7] Gerade hier lassen sich trotz der vergleichsweise ernüchternden Überlieferungslage noch Neu- bzw. Wiederentdeckungen machen. Eine solche Wiederentdeckung führt in ein heute abgebrochenes Haus in der Hohe Straße.[8] In diesem als Haus Glesch bekannten Bau, gelegen an der Westseite der Straße zwischen Perlenpfuhl und Brückenstraße, wurde beim Abbruch 1896 unter anderem eine bemalte Balkendecke gefunden.[9]

Leider sind derartige Funde aus Köln nur in geringer Zahl belegt, geschweige denn erhalten. Die spärlichen Reste lassen jedoch den Schluss zu, dass die Bemalung von Wänden und Decken mit heraldischen Darstellungen in den Häusern der spätmittelalterlichen Oberschicht durchaus verbreitet war.[10] So kennt man bemalte Deckenbalken etwa aus dem Haus „Zum Pfau“ an der Kleinen Sandkaul[11] oder aus dem Haus Bingen am Holzmarkt. Die auch hier beim Abriss des Gebäudes Ende des 19. Jahrhunderts entdeckten, mit Wappen bemalten Holzbalken, kann man in die Zeit um 1300 datieren.[12] Im Haus Bingen sind im selben Raum romanische Wandmalereien gefunden worden, die ein Gastmahl darstellen.[13]

Abb. 1: Wandmalereien aus dem Haus Bingen, Holzmarkt 67, 1899 abgebrochen, Foto und Bildrechte: Historisches Archiv der Stadt Köln mit Rheinischem Bildarchiv, RBA 43142.

Abb. 1: Wandmalereien aus dem Haus Bingen, Holzmarkt 67, 1899 abgebrochen, Foto und Bildrechte: Historisches Archiv der Stadt Köln mit Rheinischem Bildarchiv, RBA 43142.

Ein weiteres Foto dieser Wandmalereien dokumentiert in drastischer Deutlichkeit ein Grundproblem, auf das man bei der Beschäftigung mit den mittelalterlichen Kölner Häusern fast immer stößt. Wenn sie überhaupt (etwa durch Fotografien) belegt oder anderweitig dokumentiert sind, dann fast immer, weil sie in dieser Zeit abgerissen wurden. Die mittelalterliche profane Privatarchitektur ist dem Umbau zur modernen Großstadt lange vor dem Zweiten Weltkrieg zum Opfer gefallen.

Abb. 2: Abbrucharbeiten im Haus Bingen, im Hintergrund das Wandgemälde, Foto von 1899 und Bildrechte: Historisches Archiv der Stadt Köln mit Rheinischem Bildarchiv, RBA 43131.

Abb. 2: Abbrucharbeiten im Haus Bingen, im Hintergrund das Wandgemälde, Foto von 1899 und Bildrechte: Historisches Archiv der Stadt Köln mit Rheinischem Bildarchiv, RBA 43131.

Man kann noch von Glück sagen, dass die Wandgemälde und die gezeigten Funde aus dem Haus Bingen mit vielen weiteren Stücken in verschiedene Kölner Museen übertragen wurden. Endgültig verloren gegangen sind die musealisierten Ausstattungselemente dann allerdings durch die Zerstörungen im Bombenkrieg.

Die Überlieferungschancen mittelalterlicher Bausubstanz in Köln wie in anderen deutschen Großstädten verdienten eine eigenständige Behandlung, da sie ein interessantes Licht auf das erst allmählich entstehende Bewusstsein für den Wert materieller Überlieferung werfen. An dieser Stelle kann ich darauf leider nicht ausführlich eingehen, es drängt sich aber der Eindruck auf, dass die Kölner in dieser Hinsicht – vorsichtig formuliert – nicht gerade zu den Vorreitern des Denkmalschutzes gehörten. Anders als man vielfach annimmt, gehen auch im Falle Kölns die Verluste mittelalterlicher Bausubstanz keineswegs ausschließlich auf die Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs zurück. Vielmehr wurden zahlreiche mittelalterliche Häuser mit der entsprechenden Ausstattung bereits in den Jahren um 1900 abgerissen.[14]

Die im Folgenden behandelte Holzdecke aus dem Haus Glesch an der Hohe Straße wurde vor dem Abriss 1896 glücklicherweise geborgen und in einen der Säle des neuen Stadtarchivs am Gereonskloster eingebaut. Dort hat sie als eines der wenigen Zeugnisse der mittelalterlichen Ausstattung von Privathäusern den zweiten Weltkrieg überstanden.[15] Bevor ich detaillierter auf die Wappendecke eingehe, einige Bemerkungen zum Fundort.

Der Fundort

Die Decke wurde in einem Haus an der Hohe Straße gefunden, das in der Forschung als Haus Glesch bezeichnet wird. Ich werde im weiteren Verlauf noch zeigen, dass dieser Name dem Haus erst relativ spät zugewiesen wurde. Seit dem 14. Jahrhundert wurde es als Haus „Zur Mühlen“ (Ad Molendinum/Zoe der Moelen usw.) bezeichnet.[16] Erst 1377 kam es in den Besitz der Familie von Glesch, nach der es dann auch Haus Glesch genannt wird.[17]

Das Haus stand wie bereits erwähnt an der Westseite der heutigen Hohe Straße, zwischen dem Perlenpfuhl und der Brückenstraße. Der Straßenzug der heutigen Hohe Straße, in etwa deckungsgleich mit dem römischen Cardo maximus, wurde im Mittelalter nicht als Hohe Straße bezeichnet. Vielmehr trugen die verschiedenen Abschnitte unterschiedliche Namen, die auf die dort produzierten bzw. angebotenen Rüstungswaren verwiesen, seit dem Hochmittelalter eines der wichtigsten Exportgüter der Stadt. Entsprechend reihten sich hier die Ortsbezeichnungen „unter Speermacher“, „unter Schaftmachern“, „unter Spornmachern“ usw. aneinander, um schließlich an die heutige Schildergasse, die Straße der Kampfschild-Macher zu führen.[18]

Abb. 3: Ausschnitt aus der Karte des Kirchspiels St. Kolumba, in: Keussen, Topographie (wie Anm. 7), Tafel VIII (in Rot eingezeichnet die ungefähre Lage des Hauses), https://digital.ub.uni-koeln.de/view/retro_991022557829706476_012195?p=533. Lizenz: keine (Public Domain).

Abb. 3: Ausschnitt aus der Karte des Kirchspiels St. Kolumba, in: Keussen, Topographie (wie Anm. 7), Tafel VIII (in Rot eingezeichnet die ungefähre Lage des Hauses), https://digital.ub.uni-koeln.de/view/retro_991022557829706476_012195?p=533. Lizenz: keine (Public Domain).

Es ist eine interessante Koinzidenz, dass der Abschnitt der Straße, an dem sich das Haus mit der Wappendecke befand, den Namen „Under Wappensticker“ trug.[19] Folgt man der bekannten Logik mittelalterlicher städtischer Toponyme, so waren hier ursprünglich vor allem die mit der Herstellung von Wappenstickereien auf Textilien beschäftigten Handwerker ansässig.[20] Und nachweislich gehörte eines der Nebengebäude des Hauses Glesch in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts einem namentlich bekannten Wappensticker.[21] Nimmt man noch hinzu, dass wenige Meter weiter die Schildergasse einmündet, die wie gesagt nach den Kampfschild-Machern bezeichnet wurde (platea clipeatorum),[22] so verdichten sich hier einerseits die Bezüge auf die Heraldik. Andererseits wird schon auf der Ebene der Straßennamen die Bedeutung der Wappen für das städtische Exportgewerbe deutlich. Dieser handwerksgeschichtliche Aspekt ist für die Rolle Kölns bei der Entwicklung und Verbreitung heraldischer Formen nicht zu vernachlässigen.[23] Gleichzeitig muss man sich aber davor hüten, eine allzu große soziale Homogenität der entsprechenden Straßenzüge anzunehmen. Das Haus Glesch stand keineswegs in einem ausschließlich handwerklich geprägten Umfeld, vielmehr befanden sich hier auch mehrere große Stadthöfe der städtischen Elite.[24]

Die Wappendecke aus dem Haus Glesch

Als das Haus „Zur Mühlen“ bzw. Glesch 1896 abgetragen wurde, fand man in einem Raum im ersten Stock, der möglicherweise als Saal diente,[25] eine mit Wappendarstellungen bemalte Holzdecke.[26]

Abb. 4: Die Balkendecke aus Haus Glesch im Fundzustand, Foto von 1896 und Bildrechte: Historisches Archiv der Stadt Köln mit Rheinischem Bildarchiv, RBA 117494.

Abb. 4: Die Balkendecke aus Haus Glesch im Fundzustand, Foto von 1896 und Bildrechte: Historisches Archiv der Stadt Köln mit Rheinischem Bildarchiv, RBA 117494.

 

Abb. 5: Balkendecke aus dem Haus Glesch (Gesamtansicht), aktueller Zustand, Foto: Sarah Wenger, Rostock.

Abb. 5: Balkendecke aus dem Haus Glesch (Gesamtansicht), aktueller Zustand, Foto: Sarah Wenger, Rostock.

 

Abb. 6: Balkendecke aus dem Haus Glesch (Ausschnitt), aktueller Zustand, Foto: Henrike Kant, Rostock.

Abb. 6: Balkendecke aus dem Haus Glesch (Ausschnitt), aktueller Zustand, Foto: Henrike Kant, Rostock.

Diese Decke ist ein wunderbares Zeugnis mittelalterlicher Wohnkultur. Sie ist meines Wissens der einzige erhaltene wandfeste Holzeinbau eines spätmittelalterlichen Kölner Wohnhauses. Allein schon deshalb gebührt ihm besondere Aufmerksamkeit. Zugleich sind mit der Decke jedoch zahlreiche Fragen verbunden. Das beginnt mit der kritischen Bewertung des materiellen Befundes, für den ich als Historiker nur eingeschränkt kompetent bin. Die Decke wurde in der Vergangenheit bereits durch das Institut für Restaurierungs- und Konservierungswissenschaften der TH Köln untersucht. Die Publikation der Ergebnisse steht allerdings noch aus. Da die Zusammenstellung der Wappen im Zusammenhang mit Bergung und Neuanbringung offenbar verändert und teilweise ergänzt worden ist, muss man bei der Interpretation besonders vorsichtig sein.[27]

Zunächst eine kurze Beschreibung der Decke. In ihrer heutigen Form wird sie in der Mitte von einem relativ starken Balken (Unterzug) getragen, in den drei Querbalken eingelegt sind. Die dadurch entstehenden acht Deckenfelder sind vermutlich durch Einschubbretter abgeschlossen, die den Boden des darüber liegenden Stockwerkes trugen.[28] Sowohl die Einschubbretter als auch die Balken sind an allen sichtbaren Seiten bemalt, die Unterseiten der Balken mit Weinranken, die Seiten jeweils mit heraldischen Darstellungen. Am Unterzug wechseln sich auf beiden Seiten jeweils sieben (4:3) rote Rauten in Gold oder Silber (Grafschaft Virneburg) sowie ein silbernes Wagenrad in Rot (Mainz) ab.[29] Auf den Seiten der Balken finden sich insgesamt mindestens zehn verschiedene Wappen,[30] darunter eindeutig zu identifizieren das Wappen der Grafschaft Mark (in Gold ein rot-weißer Schachbalken), vielleicht Geldern oder Brabant (in Blau oder Schwarz ein goldener Löwe), wohl Grafen von Neuenahr (in Gold ein schwarzer Adler)[31] und weitere, bislang nicht eindeutig zuzuordnende heraldische Darstellungen. Nach heutigem Kenntnisstand sind auf der Wappendecke keine Wappen städtischer Familien zu finden – für die Deutung der Decke natürlich ein wichtiger Befund.

Weitaus prominenter und damit in der Logik heraldischer Konstellationen von größerer Bedeutung sind die Wappen auf den Einschubbrettern. Sie sind deutlich größer als die auf den Balken, zudem handelt es sich bei diesen um Vollwappen, bestehend aus Wappenschild[32] und Oberwappen, also Helm und Helmzier. Aufgrund ihrer Anbringung unter der Decke sind sie von allen Stellen des Raums gleich gut zu sehen.

Zwei Wappen werden schachbrettartig abwechselnd achtmal wiederholt, das der Grafen bzw. seit 1380 Herzöge von Berg sowie das der Grafen von Arnsberg. Da hier in der Vergangenheit allzu spontane Interpretationen versucht worden sind, muss man – wie übrigens immer bei heraldischen Zeichen – ganz genau hinsehen. Im vorliegenden Fall hilft der Vergleich mit Darstellungen in zeitgleichen Wappenbüchern weiter. Ich konzentriere mich hier auf das um 1400 im Niederrhein-Gebiet entstandene Wappenbuch Gelre.[33]

Eine kurze heraldische Analyse

Einige knappe Vorüberlegungen: Heraldische Zeichen waren einerseits der Variation weitestgehend entzogen, da sie nur so ihre Zeichenfunktion erfüllen konnten. Das gilt vor allem für die Gestaltung des Wappenschildes: Die in diesem gezeigten Heroldsbilder und gemeinen Figuren sowie deren jeweilige Farbgebung mussten relativ stabil sein, da nur so der Verweis auf eine außerheraldische Referenzinstanz funktionieren konnte. Freier war dagegen schon die Gestaltung der Helmzier, die lange Zeit offenbar nahezu ausschließlich modischen Vorlieben folgte. Gerade im hier vor allem interessierenden 14. Jahrhundert lässt sich jedoch eine Verfestigung auch dieses Elements des Vollwappens beobachten. Dazu später mehr. Vollkommen frei und damit dem Zeitstil bzw. dem Gestaltungswillen des jeweiligen Malers oder Bildhauers unterworfen waren die Helmdecken, der Helm sowie schließlich die Form des Schildes.[34] Gleiches gilt natürlich für die stilistische Umsetzung der gemeinen Figuren, im vorliegenden Fall der Adler und Löwen.

Das Wappen der Grafen von Berg auf der Wappendecke ähnelt der entsprechenden Fassung im Wappenbuch Gelre. Da es im Folgenden auf die Unterschiede zwischen Wappenbuch und Wappendecke ankommt, beschreibe ich zunächst die Fassung des Wappenbuchs: Im gevierten Schild zweimal ein schwarzer Löwe in Gold (Feld 1 und 4, Grafschaft Jülich) sowie ein roter doppelschwänziger Löwe mit goldener Krone in Silber (Feld 2 und 3, Grafschaft Berg).[35] Als Herzschild drei rote Sparren in Silber (Grafschaft Ravensberg). Auf dem Schild der Topfhelm mit kurzen Helmdecken, auf denen das Wappen wiederholt wird. Auf dem Helm sitzt eine rote Laubkrone, aus der ein Busch von Pfauenfedern wächst.

Abb. 7: Wappen Jülich-Berg-Ravensberg, Wappenbuch Gelre, fol. 92r (Ausschnitt), InternetArchive, https://archive.org/details/gelre_armorial/page/n187/mode/2up?view=theater. Lizenz: keine (public Domain).

Abb. 7: Wappen Jülich-Berg-Ravensberg, Wappenbuch Gelre, fol. 92r (Ausschnitt), InternetArchive, https://archive.org/details/gelre_armorial/page/n187/mode/2up?view=theater. Lizenz: keine (public Domain).

Die Darstellung auf der Holzdecke unterscheidet sich trotz oberflächlicher Ähnlichkeit nun in einigen signifikanten Punkten:

Abb. 8: Detailaufnahmen der Balkendecke aus Haus Glesch, Foto: Henrike Kant, Rostock.

Abb. 8: Detailaufnahmen der Balkendecke aus Haus Glesch, Foto: Henrike Kant, Rostock.

 

Abb. 9: Detailaufnahmen der Balkendecke aus Haus Glesch, Foto: Henrike Kant, Rostock.

Abb. 9: Detailaufnahmen der Balkendecke aus Haus Glesch, Foto: Henrike Kant, Rostock.

Weitgehend übereinstimmend ist das Oberwappen. Zwar hat die Helmdecke hier einen geraden Abschluss und ist unten zweimal eingeschnitten, dennoch entsprechen sich beide Darstellungen, sieht man von der (heraldisch irrelevanten) abweichenden Perspektive auf den Helm ab. Schon aufgrund dieser stilistischen Übereinstimmung wird man auf die zeitliche Nähe zwischen beiden Fassungen schließen dürfen, so dass ziemlich sicher erscheint, dass die Holzdecke vor 1400 entstanden ist.

Signifikant abweichend ist nun das eigentliche Wappen. Zunächst springt das Fehlen des Herzschildes ins Auge. Zudem sind die roten bergischen Löwen ohne die eigentlich zu diesen gehörenden goldenen Kronen dargestellt.[36] Man könnte nun einen Zufall oder Nachlässigkeit des oder der Maler der Holzdecke annehmen. Der Vergleich der Darstellung auf der Holzdecke mit zeitgleichen Fassungen des bergischen Wappens auf Siegeln zeigt aber, dass hier ein heraldischer Profi am Werk war, der die Feinheiten der heraldischen Kommunikation kannte und in der Gestaltung der Decke aufgegriffen hat.

Die Fassung im Wappenbuch Gelre entspricht vollständig den Wappensiegeln Graf bzw. seit 1380 Herzog Wilhelms II. von Berg:[37]

Abb. 10 und 11: Siegel Wilhelms II. von Berg (1361–1408), in: Ewald, Rheinische Siegel (wie Anm. 37), Tafel 11, Nr. 3 und 4, Fotos und Bildrechte: Hanstein-Verlagsgesellschaft mbH.

Abb. 10 und 11: Siegel Wilhelms II. von Berg (1361–1408), in: Ewald, Rheinische Siegel (wie Anm. 37), Tafel 11, Nr. 3 und 4, Fotos und Bildrechte: Hanstein-Verlagsgesellschaft mbH.

Beide Siegel zeigen im gevierten Schild insgesamt vier Löwen, im Herzschild das Wappen der Grafschaft Ravensberg. Helm und Helmzier auf dem zweiten Siegel sind äquivalent. Die Wappen auf den Siegeln entsprechen somit der Fassung bei Gelre und unterscheiden sich gleichzeitig von der Holzdecke.

Wilhelms Vater Gerhard von Jülich führt auf seinen Siegeln jedoch noch ein anderes Wappen. Gerhard hatte die Erbtochter Margareta von Ravenberg geheiratet. 1348 folgte er in der Grafschaft Berg auf Margaretas Onkel Adolf VI. von Berg, der kinderlos verstorben war.

Abb. 12: Siegel Gerhards von Jülich als Graf von Berg (1348–1360), in: Ewald, Rheinische Siegel (wie Anm. 37), Tafel 10, Nr. 9, Foto und Bildrechte: Hanstein-Verlagsgesellschaft mbH.

Abb. 12: Siegel Gerhards von Jülich als Graf von Berg (1348–1360), in: Ewald, Rheinische Siegel (wie Anm. 37), Tafel 10, Nr. 9, Foto und Bildrechte: Hanstein-Verlagsgesellschaft mbH.

Ich lasse offen, ob die bergischen Löwen hier ebenfalls keine Kronen tragen, oder ob dieser Eindruck auf den schlechten Erhaltungszustand des Siegels zurückzuführen ist.[38] Eindeutig ist, dass auf Gerhards Siegel das Wappen von Ravensberg fehlt.[39] Auf einem Reitersiegel des Grafen ist auch die hier erstmals zusammen mit dem bergischen Wappen nachweisbare Helmzier zu erkennen:

Abb. 13: Siegel Gerhards von Jülich als Graf von Berg (1348–1360), in: Ewald, Rheinische Siegel (wie Anm. 37), Tafel 10, Nr. 9, Foto und Bildrechte: Hanstein-Verlagsgesellschaft mbH.

Abb. 13: Reitersiegel Gerhards von Jülich als Graf von Berg, Legende: +SIGILLVM GERHARDI [prim]OGE(n)ITI: IVLIAC(ensis): COMIT(is): D(e) MO(n)TE ET RAVE(n)SPERCH, in: Ewald, Rheinische Siegel (wie Anm. 37), Tafel 10, Nr. 11, Foto und Bildrechte: Hanstein-Verlagsgesellschaft mbH.

Pferd und Reiter tragen hier Krone und Pfauenfeder-Busch, wie sie auch auf der Holzdecke aus dem Haus Glesch erscheinen. Auch dieses Detail ist bemerkenswert, da die bergischen Grafen zuvor ein mit Pfauenfedern bestecktes und mit dem bergischen Löwen belegtes Schirmbrett führten.[40] Eine analoge Helmzier verwendeten im Übrigen zeitgleich auch die Grafen bzw. Markgrafen von Jülich, die Grafen von Kleve und von der Mark.[41] Vermuten kann man daher, dass die Helmzier zunächst noch keine große Rolle spielte und vielmehr modischen Entwicklungen unterlag. Das änderte sich wie oben bereits erwähnt in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts. Nach seiner Erhebung zum Markgrafen 1336 übernahm Gerhards Vater Wilhelm V. von Jülich eine neue Helmzier, den aus einer Krone wachsenden Pfauenfeder-Busch, wie er auch auf der Balkendecke aus Haus Glesch zu sehen ist. Zeitgenössische Quellen berichten, dass diese Helmzier, die ursprünglich Bestandteil des Wappens der Habsburger war, dem frisch erhobenen Markgrafen durch Herzog Otto von Österreich als Zeichen der gegenseitigen Freundschaft übertragen worden sei.[42]

Graf Gerhard hatte bei der Gestaltung seines Wappens als Graf von Berg und Ravensberg somit zwei Entscheidungen getroffen, die nicht selbstverständlich waren: Er hat – anders als seine Gemahlin[43] – das Wappen der Grafschaft Ravensberg nicht in sein eigenes Wappen aufgenommen. Und er hat zum anderen nicht die Helmzier seines Vorgängers in der Grafschaft übernommen, sondern die seines Vaters als Markgraf von Jülich. Letzteres bekommt noch mehr Gewicht, wenn man berücksichtigt, dass Gerhards jüngerer Bruder, der als Herzog von Jülich nachfolgte, in seinen Wappensiegeln nicht diese neue („Habsburger“) Helmzier übernahm, sondern eine andere wählte.[44] Möglicherweise betonte Gerhard durch die Übernahme der neuen Jülicher Helmzier die auch in der Legende zu seinem Reitersiegel ausgedrückte Position als Primogenitus Iuliacensis.[45]

Weniger markant sind die Unterschiede bei den Wappen der Grafen von Arnsberg. Auch deren Wappen findet sich bei Gelre:

Abb. 14: Wappen der Grafen von Arnsberg, Wappenbuch Gelre, fol. 93v (Ausschnitt), InternetArchive, https://archive.org/details/gelre_armorial/page/n191/mode/2up?view=theater. Lizenz: keine (Public Domain).

Abb. 14: Wappen der Grafen von Arnsberg, Wappenbuch Gelre, fol. 93v (Ausschnitt), InternetArchive, https://archive.org/details/gelre_armorial/page/n191/mode/2up?view=theater. Lizenz: keine (Public Domain).

Wenig überraschend ist die Übereinstimmung des Wappenschildes: in Rot ein silberner Adler. Auch das Oberwappen ist in beiden Darstellungen sehr ähnlich. In beiden Fällen sitzt auf dem Topfhelm ohne Helmwulst oder Krone ein schwarzer Adlerflug, der mit goldenen Herzen bestreut ist. Im Wappenbuch liegt auf dem Flug ein rotes Medaillon, in dem der silberne Adler steht. Im Falle der Holzdecke ist an dieser Stelle eine leichte Variation festzustellen. Hier liegt auf einem goldenen Medaillon ein roter Schild mit dem silbernen Adler.[46]

Abb. 15: Detailaufnahmen der Balkendecke aus Haus Glesch, Foto: Henrike Kant, Rostock.

Abb. 15: Detailaufnahmen der Balkendecke aus Haus Glesch, Foto: Henrike Kant, Rostock.

Damit unterscheidet sich die Fassung im Haus Glesch auch von der nach dem Tod des letzten Arnsberger Grafen Gottfried IV. (1295–1371) errichteten Tumba im Dom, die die gleiche Helmziert zeigt wie das Wappenbuch Gelre, Flug mit Herzen, Adler im Medaillon ohne Wappenschild:

Abb. 16: Detailaufnahmen der Balkendecke aus Haus Glesch, Foto: Henrike Kant, Rostock.

Abb. 16: Detailaufnahmen der Balkendecke aus Haus Glesch, Foto: Henrike Kant, Rostock.

Interessanterweise unterscheidet sich diese Form der Helmzier, wie sie bei Gelre und auf der Tumba dargestellt ist, von den belegten Siegeln des Grafen von Arnsberg. Auch auf Gottfrieds Reitersiegel ist der Flug mit einem Wappenschild in einem runden Medaillon belegt:[47]

Abb. 17: Helm und Helmzier vom Hochgrab Gottfrieds IV. von Arnsberg im Kölner Dom, Foto: Marc von der Höh, Rostock.

Abb. 17: Helm und Helmzier vom Hochgrab Gottfrieds IV. von Arnsberg im Kölner Dom, Foto: Marc von der Höh, Rostock.

 

Abb. 18: Reitersiegel Gottfrieds IV. von Arnsberg, Ausschnitt, Foto und Bildrechte: Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen, A 118u/Kloster Oelinghausen/Urkunden, Nr. 325.

Abb. 18: Reitersiegel Gottfrieds IV. von Arnsberg, Ausschnitt, Foto und Bildrechte: Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen, A 118u/Kloster Oelinghausen/Urkunden, Nr. 325.

Noch deutlicher werden die Ähnlichkeiten mit der Fassung auf der Holzdecke in Haus Glesch, wenn man das Sekretsiegel des Grafen heranzieht:

Abb. 19: Rücksiegel Gottfrieds IV. von Arnsberg an einer Urkunde von 1348, Foto und Bildrechte: Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen, A 118u/Kloster Oelinghausen/Urkunden, Nr. 358.

Abb. 19: Rücksiegel Gottfrieds IV. von Arnsberg an einer Urkunde von 1348, Foto und Bildrechte: Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen, A 118u/Kloster Oelinghausen/Urkunden, Nr. 358.

Hier ist eindeutig zu erkennen, dass auf der Helmzier ein kreisförmiges Medaillon liegt, darauf wiederum der Schild mit dem Arnsberger Adler. Die Holzdecke folgt also auch in diesem Fall den zeitgenössischen Wappensiegeln des Grafen. Damit ist die Decke im Haus Glesch näher an der heraldischen Selbstdarstellung des Grafen als das Wappenbuch und das erst nach seinem Tod angefertigte Grabmal im Dom.

Diese kurzen Ausflüge in die Untiefen scheinbarer heraldischer Spezialprobleme sind für die Bewertung der Wappendecke aus dem Haus Glesch von großer Bedeutung. Zum einen ist klar erkennbar, dass sich derjenige, der die Wappen malte bzw. die entsprechenden Vorlagen zur Verfügung stellte, bemerkenswert gut mit der heraldischen Praxis seiner Zeit auskannte. Die Wappen sind hier also keineswegs, wie man mitunter in der älteren kunsthistorischen Literatur lesen kann, aus „Freude an Wappenbildern überhaupt“ dargestellt.[48] Vielmehr sind die Wappen zweier im Kölner Kontext einflussreicher Persönlichkeiten mit einer Präzision wiedergegeben, die für eine sorgsame Vorbereitung spricht. Woher die entsprechenden Informationen stammten, kann leider bislang nicht geklärt werden. Die erhaltenen Wappenbücher scheiden, wie deutlich geworden sein sollte, als Quelle aus.[49]

Zugleich wird man auf dieser Grundlage bei aller Vorsicht eine genauere Datierung der Wappendecke vornehmen können. Sicherer terminus post quem ist der Herrschaftsantritt Gerhards in der Grafschaft Berg 1348. Älter können die Darstellungen auf der Wappendecke sicher nicht sein. Für den terminus ante quem kommen zwei weitere Daten in Frage: Graf Gottfried IV. verkaufte die Grafschaft Arnsberg 1369 an das Erzbistum Köln,[50] er selbst starb 1371. Gerhard von Jülich starb bereits 1360. Geht man davon aus, dass die Decke die Wappen lebender Personen abbildet, woran eigentlich kein Zweifel besteht, dann käme man auf einen terminus ante quem von 1360. Die Wappendecke im Haus Glesch ist somit auf die Zeit zwischen 1348 und 1360 zu datieren.

Die Besitzer des Hauses – eine kleine Hausgeschichte

Die bisherige Forschung hat die Wappendecke mit der Goldschmiede-Familie (von) Glesch in Verbindung gebracht. Diese interessante Hypothese, die natürlich die Verbindung zwischen Heraldik und Kunsthandwerk akzentuieren würde, kann man aufgrund der soeben vorgenommenen Datierung der Wappenmalereien jedoch ausschließen, da die Familie Glesch das Haus erst 1377 erworben hat. Im Folgenden soll auf der Basis einer kleinen Geschichte des Hauses eine andere Einordnung vorgeschlagen werden.

Aufgrund der vorzüglichen Überlieferungsdichte in den Schreinsbüchern kann man die Besitzer des Hauses durch das gesamte 14. Jahrhundert hindurch verfolgen. Das spätere Haus Glesch ist Ende des 13. Jahrhunderts im Besitz Conrad Kleingedanks aus dem bekannten Familienverband der politischen Führungsschicht.[51] Conrads Tochter Katharina [Kleingedank] hatte den sich nach einem Haus an der Hohe Pforte benennenden Johannes de Molendino geheiratet.[52] Seit 1274 kam das Ehepaar schrittweise in den Besitz des Hauses.[53] Das erst später Ad molendinum genannte Haus hat in diesem Fall den Namen also von seinem Besitzer, nicht umgekehrt.[54] Beschrieben wird es als domus antiqua et kaminata.[55] Das Haus wurde zu dieser Zeit jedoch vermutlich nicht durch das Ehepaar selbst bewohnt, vielmehr lebten diese in einem gleichnamigen Haus an der Hohe Pforte.[56]

Mit aller Vorsicht kann man aus diesen wenigen Informationen schon einiges ableiten: Das spätere Haus „Zur Mühlen“/Haus Glesch wird Ende des 13. Jahrhunderts explizit als „altes Haus“ bezeichnet. Zudem kann man schließen, dass es sich im Gegensatz zum benachbarten Haus Kleingedank gerade nicht um ein Stein-, sondern um ein Fachwerkhaus handelte.[57] Da es weder das Wohnhaus des Conrad Kleingedank noch des Ehepaars de Molendino war, erschien es vermutlich zur Zeit des Erbgangs als nicht geeignet oder nicht prestigereich genug, um als repräsentatives Haupthaus der Familien zu dienen. Auszuschließen ist aber natürlich nicht, dass es in den folgenden Jahrzehnten renoviert bzw. gar an gleicher Stelle neu erbaut worden ist.

Damit sind wir aber noch lange nicht in der Zeit, in der die Wappendecke in einen Saal des Hauses gemalt wurde. Johanns Witwe Katharina [Kleingedank] übertrug das Haus 1298 an ihre Tochter Katharina [de Molendino] und deren Mann Wilhelm Rufus genannt Kalteroysin.[58] 1313 übertrugen Katharina und Wilhelm das Haus wiederum an Katharinas Schwester Christina [de Molendino] und deren Mann Eberhard de Colonia/von Coelne.[59] Christina und Eberhard trennten sich später aus unbekannten Gründen von diesem Haus: Sie übertrugen 1314 je eine Hälfte des Hauses an Eberhards Bruder Heinrich und dessen Frau Agnes sowie an seinen Bruder Adam und dessen Frau Bela [Hirzelin].[60]

Nach dem Tod der Eheleute Heinrich de Colonia und Agnes 1347 wurde das Haus, das hier erstmals als domus vocata ad Molendinum bezeichnet wurde, unter deren Kindern aufgeteilt.[61] Nach verschiedenen Übertragungsvorgängen, die hier nicht im Einzelnen interessieren, war das Haus seit 1348 im Besitz eines Sohnes des Ehepaars.[62] Dieser Johann de Colonia war verheiratet mit Godesta Overstolz, die aus einem der weniger bedeutenden Zweige der Familie Overstolz stammte.[63] Nach Johanns Tod erbte dann zunächst sein gleichnamiger Sohn,[64] der jedoch kurze Zeit später ebenfalls verstarb, sodass das Haus in den Besitz seiner Mutter Godesta überging (vor 1367). Diese hatte offensichtlich keine weiteren Kinder, sodass sie das Haus zunächst an ihre Schwester Katharina, Nonne in St. Gertrud, übertrug.[65] Später widerrief sie die Übertragung[66] und verkaufte das Haus 1377 an Johann de Eytginsteyn und seine Frau Metza, die es wiederum an den Goldschmied Wolfram von Glesch und seine Ehefrau Johanna verkauften.[67]

Der soziale Ort der Wappendecke – die Familie de Colonia

Geht man davon aus, dass die Wappenmalereien auf den Deckenbalken zwischen 1348 und 1360 entstanden sind, so war das Haus in dieser Zeit im Besitz der Eheleute Johann de Colonia und Godesta Overstolz. Diese wird man somit auch als die Auftraggeber der Wappenmalereien ansprechen dürfen.

Leider sind die Informationen über das Haus selbst und die vermutlich in ihm wohnende Familie de Colonia bislang spärlich. Ich kann mich hier nur an einer ersten Deutung der Befunde versuchen. Das Haus kommt aus der Erbschaft des Conrad Kleingedank in den Besitz der de Molendino, die – das zeigt ihr Konnubium – zum weiteren Kreis der politischen Führungsschicht der Stadt gehörte. Diese haben das Haus aber nicht selbst bewohnt, sodass keine sicheren Rückschlüsse auf die Bedeutung des Hauses möglich sind.

Wie gesagt ist die Wappendecke in der Zeit um 1350 entstanden, als das Haus der Familie de Colonia gehörte. Über diese wissen wir aktuell noch nicht allzu viel. Indizien weisen jedoch darauf hin, dass die Familie schon länger in Verbindung zur Elite der sogenannten Geschlechter stand. Die Familie ist im Dominikanerkloster St. Gertrud[68] und im Benediktinerkloster Siegburg bezeugt[69] – beides schon Hinweise auf eine bestimmte soziale Stellung. Angehörige der Familie verfügten über Lehnsbesitz außerhalb der Stadt, etwa einen Hof in Volkhoven.[70] Heinrich de Colonia saß 1350 im Weiten Rat der Stadt.[71]

Deutlicher ist das Konnubium der Familie. Das Haus selbst kommt über die Verwandtschaft mit den einflussreichen Kleingedank in die Familie. Katharina de Molendino war in erster Ehe mit Hermann de Stella verheiratet, Sohn eines Bürgermeisters.[72] Ihr zweiter Mann Wilhelm Rufus war vermutlich ebenfalls mit den Geschlechtern verschwägert.[73] Christina, Ehefrau des Eberhard de Colonia, hatte in zweiter Ehe Heinrich Overstolz vom Lewenstein geheiratet, der 1320/21 Bürgermeister war.[74] Ihr Schwager Adam de Colonia war mit Bela Hirzelin verheiratet, deren Familie ebenfalls zu den Geschlechtern zu zählen ist. Zwei der Kinder Heinrichs de Colonia, der das Haus in der ersten Hälfte des 14. Jahrhundert besaß, waren mit Angehörigen der Geschlechter verheiratet: Heinrichs Tochter Ida war mit Richolf Gir von Kovelshoven verheiratet, Spross einer politisch einflussreichen Familie.[75] Ihr Bruder Johann hatte wie erwähnt Godesta Overstolz geheiratet.

Alles in allem zeichnet sich das Bild einer Familie ab, die zwar nicht in den wichtigen politischen Gremien, Rat, Richerzeche und Schöffenkollegium vertreten war, die aber dennoch vielfältig mit der politisch, wirtschaftlich und kulturell tonangebenden Gruppe der sogenannten Geschlechter verwandt war.[76] Ob sie in einer Zeit großer sozialer Mobilität eher zu den Aufsteigern oder den Absteigern gehörte, müssten weitere Forschungen prüfen.[77]

Zu einer solchen Familie würde es gut passen, wenn sie mit der Anbringung von Dynastenwappen auf der Decke eines Wohnraums demonstrieren wollte, dass sie Kontakte auch in die adlige Umwelt der Stadt hatte. Die Balkendecke im Haus der Familie de Colonia würde sich so in das Gesamtpanorama der Lebenswelt der bis 1396 tonangebenden Familien der Stadt einfügen.[78]

[1] Vgl. für die deutschsprachige Forschung: Werner Paravicini, Gruppe und Person. Repräsentation durch Wappen im späteren Mittelalter, in: Edelleute und Kaufleute im Norden Europas, hrsg. von ders., Ostfildern 2007, S. 189–248; Torsten Hiltmann, Zwischen Grundwissenschaft, Kulturgeschichte und digitalen Methoden. Zum aktuellen Stand der Heraldik, in: Archiv für Diplomatik, Schriftgeschichte, Siegel- und Wappenkunde 65 (2019), S. 287–320; Thorsten Huthwelker, Die Darstellung des Rangs in Wappen und Wappenrollen des späten Mittelalters (Rank. Politisch-soziale Ordnungen im mittelalterlichen Europa 3), Ostfildern 2013; Elmar Hofmann, Armorials in Medieval Manuscripts. Collections of Coats of Arms as Means of Communication and Historical Sources in France and the Holy Roman Empire (13th to Early 16th Centuries) (Heraldic Studies 4), Ostfildern 2022; Susanne Wittekind, Wappen in der Stadt – als Medien der Kommunikation von Adeligen, Patriziern und Gilden, in: Die materielle Kultur der Stadt in Spätmittelalter und Früher Neuzeit, hrsg. von Sabine von Heusinger und Susanne Wittekind (Städteforschung. Reihe A: Darstellungen 100), Göttingen/Köln 2019, S. 51–68; die Sammelbände Heraldic Artists and Painters in the Middle Ages and Early Modern Times, hrsg. von Torsten Hiltmann und Laurent Hablot (Heraldic Studies 1), Ostfildern 2018; Heraldry in Medieval and Early Modern State Rooms, hrsg. von Torsten Hiltmann und Miguel Metelo de Seixas (Heraldic Studies 3), Ostfildern 2020; und den Blog Heraldicanova, https://heraldica.hypotheses.org/about-the-blog.

[2] Eine Ausnahme bildet allenfalls das für die Identität der Stadt bis heute bedeutende Dreikronenwappen. Ich verweise zum Kölner Stadtwappen auf die grundlegenden Forschungen von Toni Diederich und Heiko Steuer, etwa Toni Diederich, Die alten Siegel der Stadt Köln, Köln 1980; Heiko Steuer, Das Wappen der Stadt Köln, Köln 1981.

[3] Wie wunderbar wäre es, auch für Köln eine Veröffentlichung zur Hand nehmen zu können, wie sie für Regensburg vorliegt, vgl. Peter Urbanek, Wappen und Siegel Regensburger Bürger und Bürgerinnen im Mittelalter (bis 1486). Ein Katalog der Wappen und Siegel mit einer Untersuchung zum Siegelrecht und zum Wappen- und Siegelgebrauch (Regensburger Studien 7), Regensburg 2003.

[4] Manfred Groten, Köln im 13. Jahrhundert. Gesellschaftlicher Wandel und Verfassungsentwicklung (Städteforschung. Reihe A: Darstellungen 36), Köln [u.a.] 1995, S. 84f. Was in diesem Zusammenhang „bürgerlich“ bedeuten könnte, ist natürlich eine gute Frage, die in sozialgeschichtliche Dimensionen führt, die ich hier zunächst beiseitelassen muss.

[5] Zur Entstehung und Verbreitung der Heraldik sei hier nur auf den grundlegenden Aufsatz von Lutz Fenske verwiesen: Lutz Fenske, Adel und Rittertum im Spiegel früher heraldischer Formen und deren Entwicklung, in: Das ritterliche Turnier im Mittelalter, hrsg. von Josef Fleckenstein (Veröffentlichungen des Max-Planck-Instituts für Geschichte 80), Göttingen 1985, S. 75–160.

[6] Zu einer Kritik des Begriffs und zu möglichen Perspektiven Marc von der Höh, Überlegungen zu einer Sozialgeschichte ständischer Grenzziehungen. Führungsschicht und »Geschlechter« im spätmittelalterlichen Köln, in: Ständische Grenzüberschreitungen (Vorträge und Forschungen 92), hrsg. von Christian Hesse, Ostfildern 2021, S. 199–234.

[7] Bislang immer noch heranzuziehen ist Hermann Keussen, Topographie der Stadt Köln im Mittelalter, Bd. I und II (Publikationen der Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde 2), Köln 1910–1918, hier Bd. I, S. 78–131; Hans Vogts, Das Kölner Wohnhaus bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts (Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Heimatschutz. Jahrbuch, 1964–65), Neuss 1966; zur Architektur grundlegend Anita Wiedenau, Romanischer Wohnbau im Rheinland (Veröffentlichung der Abteilung Architektur des Kunsthistorischen Instituts der Universität zu Köln 16), Köln 1979, die aber wenig auf die Ausstattung der Häuser eingeht.

[8] Bekannt ist die Decke schon lange, bislang liegt aber keine historische oder kunsthistorische Beschäftigung mit diesem wichtigen Zeugnis vor. Vgl. für die Erwähnungen die im Folgenden zitierte Literatur.

[9] Zu den hier nicht behandelten Wandmalereien Anton Kisa, Die Wandgemälde aus dem Haus Glesch in Köln, in: Bonner Jahrbücher 107 (1901), S. 279–285.

[10] Vgl. Vogts, Das Kölner Wohnhaus (wie Anm. 7), Bd. I, S. 221–26 und 251–257.

[11] Ebd., S. 222. Abbildung dieser heute verlorenen Wappendecke bei Paul Clemen, Die gotischen Monumentalmalereien der Rheinlande (Publikationen der Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde 41), Köln [u.a.] 1930, S. 230.

[12] Vogts, Das Kölner Wohnhaus (wie Anm. 7), Bd. I, S. 221f. Paul Clemen und Hans Vogts, Kunstdenkmäler der Stadt Köln, Bd. 2, IV. Abteilung: Die profanen Denkmäler, Düsseldorf 1930, S. 525 (mit Abbildung).

[13] Ebd.

[14] So auch schon Vogts, Das Kölner Wohnhaus (wie Anm. 7), Bd. I, S. XIV.

[15] Heute befindet sich die Decke in einer Suite des Hotels Qvest; sie kann auf Anfrage bei den Hotelbetreibern besichtigt werden.

[16] Ob das Haus im Mittelalter jemals Haus Glesch genannt wurde, wäre anhand der Schreinsüberlieferung zu prüfen. Noch für 1589 und 1590 belegt Keussen den alten Namen „Zur Mühlen“, Keussen, Topographie (wie Anm. 7), Bd. I, S. 332.

[17] Kisa, Wandgemälde (wie Anm. 9), S. 284.

[18] Zur Toponymie neben Keussen, Topographie (wie Anm. 7), Bd. I, S. 327–328 jetzt auch Peter Glasner, Die Lesbarkeit der Stadt. Kulturgeschichte der mittelalterlichen Straßennamen Kölns, Bd. 2, Köln 2002, S. 259f.

[19] Keussen, Topographie (wie Anm. 7), Bd. I, S. 332.

[20] Was man sich genau unter einem Wappensticker vorstellen muss, ist nicht sicher. Erhalten haben sich aus dem mittelalterlichen Köln zahlreiche gewebte Wappen, vgl. die Beispiele in Kölner Bortenweberei im Mittelalter, hrsg. von Marita Bombek und Gudrun Sporbeck, Regensburg 2012. Zu frühneuzeitlichen Kissen mit aufgestickten Wappen, vgl. Nils Hausmann, Hausrat und Memoria. Überlegungen zu Gebrauch, Bedeutung und Überlieferung vier frühneuzeitlicher Kissenplatten aus dem Kölnischen Stadtmuseum, in: Geschichte in Köln 69 (2022), S. 175–200.

[21] Die vorherige Besitzerin überträgt die mansio dem Magistro Theoderico dicto Remey wapenstickere, Historisches Archiv der Stadt Köln (HAStK) Best. 101 (Schreinsbücher), A471 [123].

[22] Glasner, Die Lesbarkeit der Stadt (wie Anm. 18), S. 152f.

[23] Vgl. zur Rolle von Kunsthandwerkern die Beiträge im Sammelband Heraldic Artists and Painters (wie Anm. 1), vor allem Marc Gil, Peinture d’armoiries, une activité parmi d’autres du peintre médiéval?, in: ebd., S. 43–55.

[24] Vgl. zur Nachbarschaft Keussen, Topographie (wie Anm. 7), Bd. I, S. 331f.

[25] Zur Funktion der Obergeschosse der repräsentativeren Häuser Vogts, Das Kölner Wohnhaus (wie Anm. 7), Bd. I, S. 88f.

[26] Zur ursprünglichen Position der Decke Paul Clemen und Hans Vogts, Kunstdenkmäler der Stadt Köln, Bd. 2, IV. Abteilung: Die profanen Denkmäler, Düsseldorf 1930, S. 479.

[27] Eine äußerst knappe Zusammenfassung der Befunde in: 30 Jahre Restaurierungs- und Konservierungswissenschaft, hrsg. von TH Köln, Köln 2016, S. 39. Mindestens eines der Felder der Decke ist falsch in die aktuelle Situation eingebaut, die Löwen im vierten Feld der oberen Reihe stehen auf dem Kopf. Man vgl. die Aufnahme des Originalbefundes mit der jetzigen Situation.

[28] Dass es sich um Einschubbretter handelt, macht die Lage der Risse deutlich, die regelmäßig an den Balken enden. Die Konstruktionsweise der Decke ist für den Nichtfachmann in der aktuellen Anbringungssituation nicht rekonstruierbar. Für die aktuelle Fragestellung ist dies aber auch nicht relevant.

[29] Denkbar ist, dass es sich um die Wappen Virneburg und Mainz handelt, dann wäre Erzbischof Heinrich III. von Virneburg († 1353) gemeint. Wieso die Wappen eines Mainzer Erzbischofs in einem Kölner Privathaus angebracht waren, ist allerdings in der vorliegenden Zusammenstellung erklärungsbedürftig.

[30] Der Erhaltungszustand einiger Fassungen ist so schlecht, dass man die heraldischen Darstellungen nicht mehr erkennen kann. Geht man von einer regelmäßigen Verteilung der Wappen aus, käme man auf die genannten 10 Wappen auf den Längsbalken.

[31] Alfred Stange, Deutsche Malerei der Gotik, Bd. 3, Norddeutschland in der Zeit von 1400 bis 1450. Berlin 1938, S. 84, vermutet, dass es sich um das Wappen des Kaisers handelt – das ist aber aufgrund der untergeordneten Stellung innerhalb der Anbringungshierarchie wohl auszuschließen.

[32] Die normalerweise im Schild geführten Zeichen sind hier in die rechteckige Form des Deckenfeldes eingefügt.

[33] Vgl. die Edition Michel Popoff und Michel Pastoureau, Armorial de Gelre (Bibliothèque Royale de Belgique, Ms 15652–15656), Paris 2012; zum Wappenbuch jetzt Hofmann, Armorials (wie Anm. 1).

[34] Gerade hier finden sich in den klassischen heraldischen Handbüchern noch Aussagen, die mit der heraldischen Praxis der Zeit nicht in Deckung zu bringen sind, etwa zur Bedeutung von Helm- oder Schildformen als Mittel der ständischen Differenzierung oder der Unterscheidung zwischen weiblichen und männlichen Wappenführenden.

[35] Die „Bewehrung“, also die anders farbigen Krallen der Löwen, lasse ich hier zunächst beiseite, da der Erhaltungszustand der Holzdecke hierüber keine verlässlichen Aussagen zulässt.

[36] Ich lasse beiseite, dass der Bergische Löwe hier nicht immer einen Doppelschwanz hat – möglicherweise ist dies ebenso Ergebnis einer (unsachgemäßen) Restaurierung wie die irrtümliche Drehung der Löwen am oberen Rand der Wappendecke.

[37] Abbildungen bei Wilhelm Ewald, Rheinische Siegel, Bd. VI, Die Siegel der Grafen und Herzöge von Berg, Cleve, Herrn von Heinsberg, Bonn 1941, Tafeln 10 und 11.

[38] Die Beschreibung bei Ewald nennt die Kronen, ich kann sie auf der Abbildung allerdings nicht erkennen.

[39] Zu den Belegen für das abgebildete Siegel Ewald, Rheinische Siegel (wie Anm. 37), Bd. VI, Textband, S. 29.

[40] Abbildung etwa bei Ewald, Rheinische Siegel (wie Anm. 37), Bd. VI, Tafel 10 Nr. 2.

[41] Abbildung bei Wilhelm Ewald, Rheinische Heraldik, Düsseldorf 1934, S. 139 bzw. Ewald, Rheinische Siegel (wie Anm. 37), Tafel 14–16. Grafen von der Mark bei Friedrich Philippi, Die Siegel des 11. und 12. Jh. und die Reitersiegel (Die Westfälischen Siegel des Mittelalters 1,1), Münster i. W. 1882, Tafel X–XI.

[42] Gustav Adalbert Seyler, Geschichte der Heraldik. Nürnberg 1890, S. 318 (nach Johannes von Viktring, Liber certarum historiarum, ed. Böhmer, Fontes I, S. 422).

[43] Deren Siegel abgebildet bei Ewald, Rheinische Siegel (wie Anm. 37), Bd. VI, Tafel 10.

[44] Ebd., Bd. VI, Textband, S. 10.

[45] Ebd., S. 29 zu Nr. 11.

[46] Das Wappen am Grabmal des letzten Arnsberger Grafen Gottfried IV. (1295–1371) im Kölner Dom zeigt die gleiche Helmzier wie das Wappenbuch.

[47] Anhängend an einer Urkunde 1348, November 11, aus dem Bestand des Klosters Oelinghausen, Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen, A 118u/Kloster Oelinghausen/Urkunden, Nr. 364.

[48] So Vogts, Das Kölner Wohnhaus (wie Anm. 7), Bd. I, S. 221; ähnlich Paul Clemen, Die romanische Monumentalmalerei in den Rheinlanden (Publikationen der Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde 32), Köln [u.a.] 1916, S. 229.

[49] Es hat aber sicher Wappenbücher bereits vor den heute erhaltenen gegeben. Zur Überlieferungsgeschichte des Wappenbuchs vgl. Gelre Popoff/Pastoureau, Armorial (wie Anm. 33), S. 21–24.

[50] Die Regesten der Erzbischöfe von Köln im Mittelalter, Bd. 7: 1362–1370 (Adolf von der Mark, Engelbert von der Mark, Kuno von Falkenstein) (  Publikationen der Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde 21), bearb. von Wilhelm Janssen, Bonn 1982, S. 245f., Nr. 897.

[51] HAStK Best. 101 (Schreinsbücher), 179 [7 und 13] – da ich die Schreinsbücher über das Digitale Historische Archiv benutze, gebe ich zur leichteren Auffindung hier und im Folgenden nicht die Folio-Angabe, sondern die Nummer des Digitalisats an.

[52] Friedrich Lau, Das Kölner Patriziat bis zum Jahre 1325. Teil II, in: Mitteilungen aus dem Stadtarchiv von Köln 9 (1894), S. 358–381, hier S. 374.

[53] HAStK Best. 101 (Schreinsbücher), 179 [17, 26–28].

[54] Das bekannte Problem, das Personen ihren Häusern den (eigenen) Namen geben, andererseits sich aber auch Personen nach Häusern bzw. Hausnamen benennen, trifft man so auch hier. Vgl. zur Kölner Namenspraxis Marc von der Höh, Name und Verwandtschaftsgruppe, in: Konkurrierende Zugehörigkeit(en). Praktiken der Namengebung im europäischen Vergleich, hrsg. von Christof Rolker und Gabriela Signori, München/Tübingen 2010, mit weiterer Literatur.

[55] HAStK Best. 101 (Schreinsbücher), 179 [44].

[56] 1309: Dom(us) ad Molendinum, que est ansedil Johannis de Molandino, vgl. Keussen, Topographie (wie Anm. 7), Bd. I, S. 246. Dieses Haus wurde später durch die Witwe Katharina verkauft, HAStK Best. 101 (Schreinsbücher), A133 [28f.].

[57] Der Wert von Haus Kleingedank muss immens gewesen sein: Die für das Ende des 13. Jahrhunderts überlieferte Grundnutzungssteuer für die mansiones C[onradi] Cleynegedank beträgt 9 Mark statt der sonst üblichen 2–3 Mark. Ob das hier interessierende Nachbarhaus damit eingeschlossen war, ist nicht ersichtlich, Robert Hoeniger, Urkunden und Akten aus dem Amtleute-Archiv des Kolumba-Kirchspiels zu Köln, in: Annalen des Historischen Vereins für den Niederrhein 46 (1887), S. 72–122, hier S. 98, Nr. 51.

[58] HAStK Best. 101 (Schreinsbücher), A 179, [53]. Das Wohnhaus des Conrad Kleingedank neben dem Haus zum Grin erhielten 1305 Christina und deren Mann Eberhard [de Colonia]: HAStK Best. 101 (Schreinsbücher), A 179, [60].

[59] Ebd., A 179 [67]; A 2, [60]. Ob eine Beziehung zu der im 13. Jahrhundert in Köln nachweisbaren Familie Kolnere besteht, wäre noch zu prüfen; vgl. Groten, Köln im 13. Jahrhundert (wie Anm. 4), S. 289. In der Brückenstraße, wenige Meter vom Haus Glesch/„Zur Mühlen“ entfernt stand das Haus Colnere – möglicherweise besteht hier ein Zusammenhang, der aber noch nicht belegt werden konnte, vgl. Keussen, Topographie (wie Anm. 7), Bd. I, S. 297f.

[60] HAStK Best. 101 (Schreinsbücher), A 179 [69]. Ebd. [76] ein weiterer Eintrag zu Heinrich und Agnes, der allerdings auf dem Mikrofilm nicht lesbar ist. Bela ist eine Schwester des Hermann Hirzelin, Sohn des Richolf, vgl. Klaus Militzer, Kölner Geistliche im Mittelalter, Bd. 2: Frauen (Mitteilungen aus dem Stadtarchiv von Köln 96), Köln 2004, Coelne (Colonia), Beatrix von [1329].

[61] HAStK Best. 101 (Schreinsbücher), A 180, [45]. Was mit dem Anteil Adams de Colonia passiert ist, konnte nicht ermittelt werden, ist aber auch unerheblich.

[62] Ebd., [45–47], [115].

[63] Ebd., [115, 122, 123, 165–66, 168]. HAStK Genealog. Abt. 1157,98a (Baumeister), fol. 128r.

[64] HAStK Best. 101 (Schreinsbücher), A 180, [165].

[65] Ebd., [168]. Sie tat dies, um potentielle Erbansprüche ihrer Seitenverwandten auszuschalten. Entsprechend widersprach ihr Bruder sogleich, konnte sich vor Gericht aber nicht durchsetzen.

[66] Ebd.

[67] Ebd., [169].

[68] Militzer, Kölner Geistliche (wie Anm. 60), Bd. II, Coelne (Colonia), Katharina von 1325. Im Einkünfteverzeichnis von St. Gertrud erscheinen sowohl Christina als auch Katharina de Colonia, vgl. HAStK Best. 216 (Gertrud), RH 1, fol. 25r, 26r, 35v, 49r (hier auch das Haus „Zur Mühlen“) und 50r.

[69] Militzer, Kölner Geistliche (wie Anm. 60), Bd. I, Coelne (Colonia), Heinrich von 1321. Heinrich de Colonia erhielt 1336 Legate des Ehepaares Heinrich und Hadwig Bagheym/Bachem, sodass man auf Verwandtschaft mit dieser aufsteigenden Familie schließen kann. Genaueres lässt sich beim aktuellen Forschungsstand jedoch nicht sagen, vgl. bislang Carola Goihl-Smuzcinski, Sozialer Aufstieg in der spätmittelalterlichen Stadt. Eine Analyse gesellschaftlicher Mobilität in der Kölner Stadtgesellschaft des 14. Jahrhunderts (Rheinisches Archiv 165), Köln 2024, S. 149.

[70] Heinrich de Colonia hatte einen Hof zu Volkhoven vom Kölner Edelvogt zu Lehen, HAStK Best. 233 (Kartäuser), U 1/27 (1349).

[71] Wolfgang Herborn, Die politische Führungsschicht der Stadt Köln im Spätmittelalter (Rheinisches Archiv 100), Bonn 1977, S. 483.

[72] HAStK Best. 101 (Schreinsbücher), A115, fol. 35a, Sp. 1; Groten, Köln im 13. Jahrhundert (wie Anm.4), S. 265 und 296. Sein Bruder, Hermann iunior, war Greve, ebd., S. 265 Anm. 628.

[73] Getrud Kalt(/c)roisen war verheiratet mit dem Greven von Airsbach und Bürgermeister Konstantin von Lyskirchen, Sohn Konstantins und der Margarete Overstolz, vgl. Lau, Kölner Patriziat (wie Anm. 52), Bd. I, S. 84. Ob der bei Keussen, Topographie (wie Anm. 7), Bd. II, S. 21 zu 1291 genannte Wilhelm Calcruse mit Wilhelm Rufus zu identifizieren ist, wäre zu prüfen.

[74] HAStK, Genealog. Abt. 1157, 98a (Stammtafeln Baumeister), fol. 145. Dessen Kinder in HAStK Best. 101 (Schreinsbücher), A133 [28].

[75] HAStK, Genealog. Abt. 1157, 98a (Baumeister), fol. 22r.

[76] Heinrich und Adam de Colonia waren allerdings im Kollegium der Amtleute von St. Peter vertreten, vgl. Leonard Ennen/Gottfried Eckertz, Quellen zur Geschichte der Stadt Köln. Bd. 1, Köln 1860, S. 294.

[77] Vgl. zur sozialen Mobilität in dieser Zeit Goihl-Smuzcinski, Sozialer Aufstieg (wie Anm. 69). Zum Problem allzu fest gedachter ständischer Grenzen von der Höh, Überlegungen zu einer Sozialgeschichte (wie Anm. 6).

[78] Vgl. hierzu zuletzt ebd.


D O W N L O A D

(PDF/A-Version)

Empfohlene Zitierweise / Suggested Citation: Marc von der Höh, Die Wappendecke aus dem Haus Glesch – Ansätze zu einer Neuinterpretation, in: Von unbequemen Dominikanern, organisierten Handwerkern und gefertigten Dingen. Festschrift für Sabine von Heusinger zum 60. Geburtstag, hrsg. von Julia Bruch, Eva-Maria Cersovsky und Andreas Lehnertz (Mittelalter. Interdisziplinäre Forschung und Rezeptionsgeschichte, Beihefte 5,2), S. 168–195, DOI: https://doi.org/10.26012/mittelalter-37775.


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marcvonderhoeh (31. Oktober 2025). Die Wappendecke aus dem Haus Glesch – Ansätze zu einer Neuinterpretation. Mittelalter. Abgerufen am 7. November 2025 von https://doi.org/10.58079/152mk


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